Dr. Rita Kramp,Laudatio Tanztheaterpreis 2011 “LOSS OF CONTROL / Café Jolles”
Es geht um die Kernschmelze. Den realen „Melt-Down“, der Japan erschütterte, und den zwischenmenschlichen, der Beziehungen zerstört oder in Unkenntliches verwandelt. Es geht um Sehnsucht, um Wege aus dem CHAOS in Raum, der Selbstbestimmung erlaubt.
„LOSS OF CONTROL/Café Jolles“ – als Note an Pina Bausch –
Die Bühne ist ein Caféhaus ist die Welt: Niemand ist sich seines Platzes sicher, die Sitzordnung bricht im Verlauf des Stückes komplett auf. Existenzielle Erfahrungen, ob Verlust der Sicherheit, Liebe oder Tod, prägen Menschen bis in ihre Körperzellen, Kontrollverlust – als physischer und psychischer Kraftakt – scheint manchmal die einzige Rettung …
der
Tänzer oder besser: Performer führt tief in das Chaos von
Gefühlswelten, Abhängigkeiten, Verlust und Untergang. Der einzige
hauchdünne Faden bildet die Musik, die die einzige Orientierung
bietet in diesem heillosen Chaos. Sie geleitet die Tänzer in ihrer
Blindheit, sie führt sie weg vom ewigen Abgrund, sie bietet eine
Ausdrucksmöglichkeit in Momenten, die die Stimme verstummen lassen.
Und dies alles wird dargeboten von einem einzigen Tuba-Spieler –
Karl Ludwig Hübsch
„Loss of Control“ ist eine Arbeit über
das Chaos, über die Fragilität persönlicher Beziehungen, über das
Verhältnis des Menschen zur Natur, sowohl zur ureigenen menschlichen
Natur als auch zu seiner natürlichen Umwelt. Den präzise agierenden
Darstellern gelingt es in ausdrucksstarken Bildern, berührenden
Situationen und heftigen Aktionen eine Choreographie zu erarbeiten,
die den Zuschauer nicht nur auf ästhetischer bzw. intellektueller
Ebene herausfordert, sondern auf emotionaler Ebene tief
bewegt.
Energiegeladene Präsenz und differenzierte
Körpersprache, die neben aggressiven Ausbrüchen auch behutsame,
fast zarte Momente und humorvolle Szenen zu bieten hat.